A7 Ausbau Hamburg: Radarkontrollen in Baustellen nach LKW-Unfällen

In der letzten Woche haben gleich 2 schwere LKW-Unfälle in Bauabschnitten auf der A7 in Hamburg die politische Debatte zum Thema A7-Ausbau und Verkehrssicherheit, Stau- und Baustellenmanagement und Unfallprävention neu angeheizt.

Diese beiden Unfälle und der darauffolgende Verkehrsinfarkt auf der A7 in Hamburg und Schleswig-Holstein brachten die Diskussion über den A7-Ausbau und dessen Stau- und Unfallpotential schlagartig wieder zurück auf die politische Tagesordnung.

Der erste Unfall ereignete sich im Bauabschnitt 5b zwischen der Anschlussstelle Schnelsen-Nord und dem Autobahndreieck Hamburg-Nordwest. Dieser Baustellenbereich ist 4,4 Kilometer lang. Hier finden momentan bauvorbereitende Arbeiten für die Errichtung des A7-Deckel in Schnelsen statt.

In der Nacht von Montag, den 6. April 2015 auf Dienstag, den 7. April 2015 verunglückte hier ein mit Küchenmöbeln beladener Sattelschlepper auf der A7 in Richtung Norden. Der 18 Tonnen schwere LKW kam um 1:15 Uhr nachts kurz vor der Anschlussstelle Eidelstedt von der Fahrbahn ab, geriet nach rechts auf den Grünstreifen, kippte auf die Seite und legte sich quer über alle Fahrstreifen.

Daraufhin musste die A7 in Richtung Norden für mehrere Stunden voll gesperrt werden, was ab dem Autobahndreieck Hamburg-Nordwest in diesem Zeitraum für einen Stau von 13 Kilometern Länge in Richtung Süden sorgte. Der Sattelschlepper musste von der Feuerwehr mit Hilfe eines Krans wieder aufgerichtet werden, die Aufräum- und Bergungsarbeiten dauerten mehrere Stunden. Die beiden LKW-Fahrer wurden zum Glück nur leicht verletzt.

Der zweite Unfall ereignete sich im Baustellenbereich auf der Langenfelder Brücke in Stellingen, der sich über eine Länge von 1 Kilometer erstreckt. Hier wird zur Zeit eine Fahrbahnerweiterung von 6 auf 8 Fahrspuren durchgeführt. In der Nacht von Dienstag, den 7. April 2015 auf Mittwoch, den 8. April 2015 verunglückte hier in Richtung Süden ein mit Fisch beladener Kühltransporter. Der Fahrer verlor um 4:00 Uhr morgens die Kontrolle über seinen LKW, kam ins Schleudern, rammte auf Höhe der Anschlussstelle Volkspark mehrere Absperrungen und eine provisorische Betonmauer, wodurch Betonteile auf die Gegenfahrbahn geschleudert wurden. Außerdem lief Diesel aus und verschmutzte den Fahrstreifen. Der LKW stellte sich quer über alle Fahrbahnen und kam erst dann zum Stehen.

Für die Aufräum- und Bergungsarbeiten musste die Feuerwehr die A7 in Richtung Süden und auch eine Fahrbahn in Richtung Norden für mehrere Stunden komplett sperren. Daraufhin kam es hier in beide Richtungen zu einem Stau von insgesamt 15 Kilometern Länge. Der LKW-Fahrer blieb zum Glück ebenfalls unverletzt. Aufgrund des starken Ausweichverkehrs kam es auch im Hamburger Hafen und in der Hamburger Innenstadt zu einem Verkehrschaos.

Diese beiden schweren LKW-Unfälle sorgten zeitweise für einen absoluten Verkehrskollaps auf der A7 in Hamburg. Sie hatten kilometerlange Staus, stundenlange Warte- und Stillstandzeiten und erhebliche Verspätungen in der morgendlichen Rush Hour zur Folge und stellten dadurch vor allem Reisende und Berufspendler auf eine harte Geduldsprobe.

Beide Verkehrsunfälle und deren Folgen sind Wasser auf die Mühlen der Kritiker des A7-Ausbaus. Sie veranschaulichen auf drastische Weise das hohe Stau- und Unfallpotential des gigantischen Straßenbauprojektes und werfen wieder einmal mehr die Frage nach der Verkehrssicherheit während des A7-Ausbaus auf. Im Mittelpunkt der Debatte stehen dabei die Stau- und Unfallprävention in den beiden von den LKW-Unfällen betroffenen verengten Baustellenbereichen auf der A7 in Hamburg.

Der A7-Koordinator Gerhard Fuchs hält die hier vorgenommenen Sicherheitsmaßnahmen für ausreichend und weist darauf hin, daß diese mehr als nur die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanforderungen erfüllen. So haben die Fahrstreifen hier im Beschleunigungs- und Verzögerungsbereich eine Breite von 3,25 Meter anstatt der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestbreite von 3 Metern und im Verlauf eine Breite von 2,85 Meter anstatt der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestbreite von 2,50 Metern. Außerdem gelte in diesen Bauabschnitten eine Höchstgeschwindigkeit von 60 Stundenkilometern.

Der Leiter der Verkehrsdirektion der Polizei Hamburg, Ulf Schröder, führt die beiden LKW-Unfälle auf individuelles Fehlverhalten der Fahrer zurück.

Demgegenüber kritisieren andere Verkehrsexperten, daß es hier trotz sorgfältiger, vorausschauender Planung jederzeit wieder zu einem schweren Unfall und zu einem weiteren Verkehrskollaps kommen könnte und fordern eine Nachbesserung der Sicherheitsvorkehrungen in den Baustellenbereichen.

Christian Hieff, Pressesprecher des ADAC Hansa, schließt zu kurze Beschleunigungs- und Verzögerungsbereiche in den Bauabschnitten als mögliche Unfallursachen aus. Diese seien mit einer Länge von jeweils 250 Metern weitaus länger als die gesetzlich vorgeschriebene Mindestlänge von 50 Metern bzw. 70 Metern. Allerdings gebe es in den Bauabschnitten keine Pannenstreifen, so daß es hier bei einem Unfall länger dauere, bis der Rettungs- und Räumungsdienst durchkäme und die Bergungsarbeiten beendet seien.

Der verkehrspolitische Sprecher des ADAC Hansa, Carsten Wilms, befürchtet, daß bei LKW-Unfällen in Baustellenbereichen ein Verkehrsinfarkt auf der A7 nahezu unvermeidlich ist. So sei hier – anders als das Abschleppen von PKWs – die Bergung von LKWs schwieriger, da letztere oftmals nur mit einen mobilen Kran möglich sei, der teilweise nur über die Gegenfahrbahn anfahren könne. Daher müsse es das Ziel sein, Unfälle in den Bauabschnitten im vornherein zu vermeiden. Als eine effektive Maßnahme zur Unfallprävention schlägt er hier regelmäßige Radarkontrollen durch die Polizei vor.

Die Sprecherin der Polizeipressestelle Hamburg, Tanja von der Ahé, teilte am Dienstag, den 7. April 2015 mit, daß die Polizei als Reaktion auf die beiden LKW-Unfälle schon bald verstärkt Geschwindigkeitskontrollen in den Baustellenbereichen durchführen werde.