Ein weiterer Streitpunkt beim Bau der A7-Deckel in Hamburg ist der bislang fehlende Brandschutz.
Die Feuerwehr Hamburg kritisiert das aktuelle Sicherheitskonzept für die geplanten Lärmschutztunnel als unzureichend und verlangt vom Bund, die Sicherheit der Autofahrer bei der Bauplanung stärker zu berücksichtigen und Geld in automatische Brandbekämpfungssysteme zu investieren.
Die Hamburger Brandschützer fordern die Ausstattung aller drei A7-Deckel in Schnelsen, Stellingen und Bahrenfeld mit modernen Hochdrucknebel-Brandbekämpfungsanlagen, um Feuer in den Lärmschutztunneln schnell und effektiv löschen zu können.
Nach Einschätzung der Feuerwehr stellen die drei Lärmschutzdeckel ein hohes Risikopotenzial für Fahrzeugbrände dar und könnten bei einem Feuer für Autofahrer schnell zu einer tödlichen Falle werden.
Diese Gefahr sei vor allem während der Bauphase sehr hoch, da in den Bauwerken in diesem Zeitraum aufgrund der verengten Fahrbahnen mehr Staus zu erwarten seien und hier dadurch ein stark erhöhtes Unfallrisiko herrsche.
Generell sei das Risiko von Fahrzeugbränden nach Massenkarambolagen in den überdeckelten Bereichen sowieso höher als beispielsweise im 4-spurigen Elbtunnel, da in den Lärmschutztunneln u.a. Autobahnauf- und Abfahrten liegen werden und die A7 nach dem Ausbau 6- bzw. 8-spurig verlaufen werde.
Aufgrund des dadurch gestiegenen Fahrzeugaufkommens werde hier ohnehin eine stark erhöhte Unfallgefahr herrschen.
Ein Feuer in einem der Tunnel könnte aufgrund der hohen Verkehrsdichte und der starken Rauchgas- und Hitzeentwicklung für Auto- und LKW-Fahrer dramatische Folgen haben. Innerhalb von Sekunden können die Temperaturen hier auf bis zu 1000 Grad steigen.
Ein besondere Sicherheitsrisiko könnten nach Erfahrung der Feuerwehr vor allem LKW-Brände in Tunneln darstellen, die hier sehr schnell einen Großbrand auslösen und zu einem wahren Inferno führen würden.
Solche Katastrophen könnten nur wirkungsvoll durch den Einsatz moderner Sprinkleranlagen bekämpft werden. Diese setzen pro Minute 3000 Liter zerstäubtes Wasser frei und würden einen Tunnel innerhalb kürzester Zeit in einen dichten Wassernebel hüllen.
Dadurch würden die Flammen sowie die starke Rauchgas- und Hitzeentwicklung solange effektiv eingedämmt, bis Löschzüge den Brandherd erreichen und das Feuer direkt vor Ort löschen könnten.
Die Kosten für die Ausrüstung eines einzelnen A7-Deckels mit dem geforderten Brandbekämpfungssystem betragen 10 Millionen Euro. Die Kosten für die Installation von Nebellöschanlagen in allen 3 Lärmschutztunneln belaufen sich somit auf insgesamt 30 Millionen Euro und müßten vom Bund getragen werden.
Der Bund sieht allerdings keine Notwendigkeit für den Einbau der Brandbekämpfungsanlagen und lehnt es ab, diese Kosten zu übernehmen. Er argumentiert, daß derartige Sprühnebelanlagen laut aktueller EU-Vorschriften gesetzlich nicht vorgeschrieben sind und hält das bestehende Sicherheitskonzept für die A7-Deckel für ausreichend.
Dieses setzt nicht auf eine schnelle Brandbekämpfung sondern auf die schnelle Flucht von eingeschlossenen Autofahrern. So seien in den Lärmschutztunneln anstatt dem gesetzlich vorgeschriebenen Abstand von 300 Metern alle 60 Meter Notausgänge vorgesehen.
Alternativ zu der Installation von Sprinkleranlagen schlagen die Hamburger Brandschützer die Einrichtung von zwei Feuerwachen in jedem einzelnen der 3 Lärmschutztunnel vor.
Nach dem Vorbild des Elbtunnels würden an der Ein- und an der Ausfahrt jedes A7-Deckels zwei rund um die Uhr mit Löschmannschaften besetzte Tunnelwachen eingerichtet.
Die Kosten für die Einrichtung dieser Feuerwachen belaufen sich auf 2 Millionen Euro pro Tunnel und Jahr und müßten von der Freien und Hansestadt Hamburg getragen werden. Angesichts dieser Mehrkosten wäre die Ausstattung der A7-Deckel mit Sprühnebelanlagen die kostengünstigere Alternative.
Die ablehnende Haltung des Bundes zum Thema Brandschutz in den A7-Tunneln wird auch vom ADAC scharf kritisiert.
Nach Einschätzung der Feuerwehr und des ADAC werden die Lärmschutzdeckel in einigen Jahren aufgrund von geänderten Brandschutzkonzepten für Verkehrstunnel mit Beregnungasanlagen teuer nachgerüstet werden müssen.