Bundesrechnungshof: neue A20 Elbquerung bei Glückstadt wird teurer

Schlechte Neuigkeiten für die A20 ! Die von Schleswig-Holstein und Niedersachsen geplante westliche Verlängerung der Ostseeautobahn von Bad Segeberg bis nach Westerstede könnte noch weitaus teurer werden als bislang vermutet.

Dies geht aus einem aktuellen Gutachten des Bundesrechnungshofes hervor, in dem die Kosten für das Straßenbauvorhaben geprüft wurden.

Dabei nahmen die Rechnungsprüfer insbesondere die geplante neue Elbquerung zwischen Glückstadt in Schleswig-Holstein und Drochtersen im Landkreis Stade in Niedersachsen unter die Lupe.

Dem Bericht zufolge ist vor allem dieses Tunnelbauprojekt für die Kostenexplosion bei der A20 verantwortlich.

Der neue Elbtunnel wurde zusammen mit allen anderen Streckenabschnitten der A20 schon im Bundesverkehrswegeplan 2003 als „vordringlicher Bedarf“ eingestuft.

Die Elbunterquerung soll mit zwei Tunnelvortriebsmaschinen von Norden nach Süden und im Schildvortriebsverfahren durchgeführt werden.

Das Bauwerk soll aus Stahlbetonfertigteilen zusammengesetzt werden und zwei separate Tunnelröhren (jeweils eine Röhre pro Fahrtrichtung) mit zwei Fahrstreifen je Tunnelröhre umfassen.

Nach seiner Fertigstellung wird das Bauwerk mit einer geplanten Länge von 6,5 Kilometern der zweitlängste Straßentunnel und der längste Unterwassertunnel Deutschlands sein.

Der Baubeginn war ursprünglich schon für 2012 angesetzt, wird aber aufgrund der bisherigen Verzögerungen frühestens 2020 erfolgen. Als Bauzeit sind momentan 6 Jahre einkalkuliert.

Nach der jetzigen Planung soll der Bau der neuen Elbquerung als ÖPP-Projekt (Öffentlich Private Partnerschaft) erfolgen.

Das Bauwerk befindet sich zur Zeit noch in der Planungsphase und war bereits in den letzten Jahren mit erheblichen Kostensteigerungen verbunden.

Im Jahre 2008 wurden die Baukosten noch mit insgesamt 901,9 Millionen Euro angeben. Im Jahre 2012 betrugen diese nach einer neuen Schätzung bereits insgesamt 1,1 Milliarden Euro. Im Jahre 2013 beliefen sich die Bauosten dann nach einer weiteren Schätzung schon auf insgesamt 1,3 Milliarden Euro.

Der Bundesrechnungshof kommt nun zu dem Ergebnis, daß die Kosten für das Tunnelbauprojekt mindestens 1,5 Millarden Euro betragen werden.

Allerdings führen die Rechnungsprüfer nur einen Teil dieser Kostenexplosion, nämlich 130 Millionen Euro, auf Preiserhöhungen während der langen Planungszeit von 6 Jahren zurück.

Demgegenüber entstanden dem Bericht zufolge durch eine fehlerhafte Kostenschätzung Mehrkosten von 540 Millionen Euro.

Laut Gutachten haben der Bund und der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV-SH) die Baukosten um fast 60 Prozent unterschätzt.

Der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) kündigte an, daß die erste belastbare Kostenschätzung des LBV-SH für den neuen A20-Tunnel im Dezember dieses Jahres vorliegen werde.

Er fügte hinzu, daß die Chancen, die Elbquerung noch als ÖPP-Projekt zu realisieren, im Falle einer zu hohen Kostensteigerung zweifellos sinken würden.

Der niedersächsische Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) will bis Ende 2014 den Planfeststellungsbeschluss und eine eigene Kostenschätzung für das Bauwerk vorlegen.

Nach Abschluss der westlichen Verlängerung wird die A20 von Holland über Norddeutschland nach Polen führen. Sie wird die Hinterlandanbindung vieler europäischer Waren- und Containerumschlaghäfen sichern und daher in Zukunft eine wichtige Rolle im internationalen Seehafenhinterlandverkehr spielen.

Nördlich von Hamburg wird die A20 nach ihrer Fertigstellung als Nordwestumfahrung Hamburg die A23, die A7, die A21 und die A1 miteinander verbinden und zu einer Entlastung der angespannten Verkehrslage auf allen 4 Bundesautobahnen beitragen.

Der schleswig-holsteinische CDU-Fraktionsgeschäftsführer Hans-Jörn Arp kritisierte die durch die lange Planungszeit bedingte massive Kostenexplosion und bemängelte die personelle Unterbesetzung des LBV-SH.

Außerdem forderte er Meyer dazu auf, private Firmen wie die DEGES in die Planungen für den neuen A20-Tunnel einzubeziehen.